Apartment Building
video loop, 2015, 14 min
Yes, it's true! Day-to-day living becomes a luxury cruise, when you made your home at Starliner Tower Appartements. Shivers, David Cronenberg 1975
"Apartment Building" imitiert die Geschlossenheit eines komplexen Gebäudes. In langsamen Fahrten flaniert die Kamera scheinbar ziellos durch die Räume und beschreibt das Innere des Gebäudes. Einzelne unabhängige Einstellungen werden dabei vom Betrachter zu einer zusammenhängenden Architektur kombiniert. Design und Bildausschnitt sind vereinzelt Film- und Literaturvorlagen entlehnt und/oder greifen deren Stimmungen auf. Die stereotypischen Räume verweisen auf mögliche Szenarien, die gerade durch ihre Abwesenheit zur Imagination anregen. Auf ein Gerüst reduziert, werden Sie durch Licht und Schatten überformt und belebt. Sie sind Kulissen und Darsteller gleichermaßen.
Die Arbeit umfasst drei Teile: Apartment Building (Videoloop, 2015),
Ohne Titel (Kollage, 2015), Nightguard (Videoloop aus dem Film "Le cercle rouge", Melville 1970)
"Apartment Building" imitates the complexity of an enclosed building, which is created out of the impression of the beholder. The camera moves slowly through the floors and rooms. It describes the architecture at a random drive. The design of the rooms is inspired by films and fiction. It is reduced down to a simple body, animated by the lights and shadows. The stereotypical rooms encourage to imagine a possible scenario, that is absence in this place. They are similarly actor and setting at the same time.
The work consists of three pieces: Apartment Building (Videoloop, 2015), Untitled (Collage, 2015), Nightguard (Videoloop, taken from the film "Le cercle rouge", Melville 1970)
Apartment Building Installation Shots (Demo Version)
Apartment Building Trailer
Apartment Building Screenshots
Apartment Building
Stills published in the book The Visual Event, An Education In Appearances
by Oliver Klimpel (ed.), Spector Books 2014
Apartment Building Katalogtext
Beatrix Goffin, 32. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest 2015
Ein Wohnhaus bietet Menschen Raum sich ein zu Hause und einen Rückzugsort zu schaffen. Aufgeteilt in mehrere Apartments, die mit Nützlichem und Dekorativen gefüllt werden, ist es in seinem Inneren Ausdruck von Individualität, Wohlbefinden, Lebensentwürfen und -realitäten. Tausende solcher, sich in ihrer modernen Architektur kaum mehr unterscheidender Gebäude formen heute das Stadtbild, nur hie und da ein historischer Komplex. Sie teilen doch die selbe Funktion, deren Ausformungen uns in ihrer Privatheit und Intimität zumeist verborgen bleiben.
Das APARTMENT BUILDING, in das Florian Göthner den Betrachtenden führt, ist bereits von außen ein beinah bedrohlich wirkendes Gebäude, das in seiner Schemenhaftigkeit stellvertretend für den Typus seiner Art steht. Da das Gebäude nie betreten wurde, können wir es auch nicht verlassen. Dieses erste Paradoxon stimmt ein auf die unheimliche Wanderung durch eine komplexe Raumanordnung, die vornehmlich durch Licht und dessen Abwesenheit beschrieben wird. Zwischen künstlichem und scheinbar natürlichem Licht ist kein Unterschied auszumachen. Innen und Außen scheinen dadurch nicht von einander getrennt. Vorsichtig tastet sich der Blick entlang dunkler Flure und Treppen und dringt immer wieder auch in Räume vor, die jedoch keinen Hinweis auf menschliches Leben geben. Einzig Licht und Raum beschreiben Bewegung, Form und Handeln. Sie sind somit Kulisse und Darsteller zugleich. In der gleichförmigen Architektur unterliegt der/die Betrachtende zunehmender Orientierungslosigkeit, die einem eigenartigen Rhythmus unterworfen ist: einige Räume tauchen wieder auf, erschienen aber jedes mal anders; der Blick geht zuweilen ins Detail bleibt aber doch distanziert. Und auch wenn es Momente gibt, in denen die Bewegung räumlich innehält, wird sie atmosphärisch durch die ewig gleich wiederkehrende Musik vorangetrieben, die sich aufbaut, einen Bogen beschreibt und wieder zerfällt, nur um sich erneut aufzubauen. So erwarten wir, bedrängt von der unheimlichen Gleichförmigkeit, dass uns hinter der nächsten Ecke etwas offenbar wird, ja beinah hoffen wir darauf. Doch bleiben wir in der Ungewissheit wie in dem Gebäude selbst gefangen.
Einzig ein Nachtwächter, durch seine räumliche Trennung unerreichbar, wacht über die Geschehnisse und absolviert beharrlich seine Kontrollgänge. Kaum in seinem Büro angekommen, lauscht er auf, macht sich erneut auf den Weg, ohne jedoch je etwas aufzuspüren. Durch ihn bekommt der Betrachtende den entscheidenden Hinweis, wie Florian Göthners Collagen angelegt sind. Der Nachtwächter entstammt dem Kriminalfilm „Le Cercle Rouge“ von Jean-Pierre Melville, der in der Künstlichkeit seiner Filmkulissen eine Lesart der komplexen Raumstruktur des Apartment Buildings anbietet. Denn die Raumbilder und Anordnungen sind Film- und Literaturvorlagen verschiedener Genres und Epochen entlehnt, greifen deren Stimmungen auf und verweisen auf mögliche Szenen, die aber nie eintreffen. Sie zeigen das Interesse des Künstlers an den fragmentarischen Hinweisen auf Architektur, die Filme und Literatur zuweilen geben.
Apartment Building Installation Shots
32. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest 2015